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Wie ich mir das Leben in der andern Stadt vorstelle

ana mccarthy (malerei)

 

Buenos Aires could be anything I want it to be

I have no picture of what it could mean 

You tell me

Anywhere is everywhere kids

andrea fasani (musik)

 

Wie ein weisses Blatt Papier, um mit Tinte zu Schreiben zu beginnen ohne innezuhalten.

Flüsse voll Bier und Lachen, Türen nach innen.

Tecno-sound mitten im Grün, sehr kalt, Kunst und noch mehr Kunst, und super viel Oper.

Stockhausens Helikopter, wie sie über die Monumentale Architektur hinwegfliegen.

marianela depetro (fotografie)

 

Ich weiss über München überhaupt nichts. Um mir ein Bild davon zu machen hab ich auf meinem Computer GoogleEarth installiert und ich schwörs, ich hab mich erschrocken…es hat mich paralysiert.

sabine kuhn (fotografie)

 

So wie ich Buenos Aires kenne ist es ungemein groß, laut, etwas staubig und mit einem verwirrenden Verkehrsnetz durchzogen. Wenn ich mir vorstelle dort zu leben sehe ich mich viel Zeit in Bussen verbringen um zu all den interessanten Orten zu kommen. Das Leben würde schneller vergehen und chaotischer. Unberechenbarer. Im Sommer müsste ich in den Süden fahren oder an die Küste sonst könnte ich vor Hitze und Lärm wohl wochenlang nicht schlafen.
 
An manchen Tagen wäre mir die Menschenmasse zu viel. Das wäre ein ganz körperlicher Zustand und vielleicht würde ich dann viel Zeit in meiner Wohnung verbringen. Alleine.

eduardo avendaño (performance)

 

Ich stelle mir München feucht und kalt vor. Auf Berge kletternd, an Seen oder Flüssen entlanglaufend. Viel Bier – viel Kontrolle. Die Sprache macht mir Angst…Treffen und fehlgeschlagene Zusammentreffen. Zusammenkünfte mit Bekannten. Projekte-Kunst-Liebe!!!

macarena fernández hofmann (performance)

 

Ich kenne München. Für mich ist es die Stadt von etwas sehr Schönem, das ich nicht nennen kann, und von  der verrücktesten Deutschen der Welt. Das ist, was es ist - für mich.

Wie ich mir das Leben dort vorstelle? Ich stelle mir vor, dass ich mit meiner Doppelgängerin in einer Punkband spielen würde, Babies in den typischen deutschen Kinderwägelchen spaziernfahren und Bier aus Nuckelflaschen trinken würde. Ich wäre ernster und punkiger.

pablo martín (zeichnungen)

 

Ich stell mir München wie einen anderen Planeten vor, einen Ort, der völlig anders ist, als der, an dem ich lebe, aber der von Leuten bewohnt wird, die exakt genauso sind wie hier. 

soledad amido (performance)

 

Hellgrün dunkelgrün Schnee weiss grau Winter Wälder Bäume Weihnachten Kekse Orangen Süssigkeiten Harribo Goldbären Schnurrbärte Bart Dicke Lächeln gelb Kartoffel Zwiebel Rosenkohl Hügel Fahrräder Einsamkeit (Soledad) Nacht Bier grosse Gläser fremdes Prosten fragmentiertes Glück vergangene schwere tiefe Geschichte bestehnbleibende Narbe Musik Anzüge runde Frauen Wärme flüchtiger Frühling Kuppeln Sonne Heizung Kaffee Blätter  am blauen Himmerl Trompeten Flöten Pauken Stiefel grosse Füsse Schnürsenkel lange Fingernägel rote Füchse zwischen Tannen rosane Röcke besetzte Häuser kappute Jugend Punkkultur Himbeeren Anarchismus leere Gebäude gefegte Strassen Befehl taucht auf während eine Ente heiss kocht in einer verlassenen Küche und am anderen Ende der Stadt ein Herr mit Anzug und Krawatte ins Büro fährt während seine Frau fernsieht oder die Pflanzen giesst lange Wege seltsame Landschaften mit einem Nostalgischen Rahmen und einer grosszügigen Umarmung auf einer vom Wind gefärbten  Brücke.

Was ich an meiner Stadt mag

ana mcCarthy (malerei) 

 

The thing I like about this place nobody else can fathom. It's all to do with a dog, mountains, dirty red boots and fingernails, water, moderation, damp cellars that are all mine and easy willingness for action. 
 

andrea fasani (musik)

 

Ich habe Buenos Aires  gewählt. Es ist nicht meine Geburtsstadt. Es ist die Stadt, die ich gewählt habe.

Ich lebe seit 36 Jahren in BA und es ist, unwiederbringlich, meine Stadt.

Asphaltdschungel, höllisch laut, die Mischung des Gemischten. Ssie macht mich wahnsinnig und bereichert mich zugleich in einer exakten Proportion.

Ich liebe es aus der U-Bahn zu kommen und die blühenden Zuckertannen auf dem Plaza de Mayo zu sehen, wenn ich zur Arbeit gehe.

Buenos Aires zu Fuss zu erkunden ist eine Reise ohne Rückfahrtticket, gruselig und faszinierend zugleich.

Ich liebe diese Stadt mit ihrem täglichen Wahnsinn, obwohl ich so manches Mal am liebsten den Obelisken niederreißen würde.

marianela depetro (fotografie)

 

In Buenos Aires gibt es eine sehr reiche kulturelle Mischung und am meisten gefällt mir, dass manche Orte in der Zeit stehen geblieben zu sein scheinen, dort kann man noch andere Gerüche vorfinden.

Das Klima mag ich auch hier…die Jahreszeiten unterscheiden sich klar voneinander und sie geben der Stadt immer einen anderen Anstrich.

pablo martín (zeichnungen)

 

Die Vielfalt, Leute beobachten und immer etwas Neues, etwas Anderes entdecken. 

sabine kuhn (fotografie)

 

München mag ich im Sommer. Mit dem Fahrrad durch die weitläufigen Parks fahren, die Isarstrände entlang schlendern, in den wunderbaren Freibäder unter jahrhunderte alten Bäumen im Gras dösen und lesen, sich den Eisbach hinab treiben lassen und tropfnass mit der Trambahn  die Strecke zurückfahren, abends am Kiosk was zu trinken kaufen und am Fluss sitzen und reden. Das kostet – im Gegensatz zu allem anderen hier – fast nichts und steht allen Menschen offen.
 
Der „Sommer“ dauert in München gefühlte zwei Wochen. Sonst ist es kalt bis eiskalt, es regiert das Geld und man muss sich die wenigen Schlupflöcher suchen, die Menschen beherbergen, denen Konsum als Lebensinhalt zu wenig ist. Es gibt sie.
 

eduardo avendaño (performance)

 

Die Orte für Treffen mit Freunden oder Unbekannten. Das Theater, die öffentlichen Fußballplätze. Die kleinen Cafés von Buenos Aires. Frühling,  Sommer, Herbst und Winter. Die parilla (Grillen) an den Sonntagen. Anrufe von Freunden. Ausgehen mit meiner Freundin. Die Liebe. Mit einem Rotwein anstossen. Im Zug fahren und aus dem Fenster schauen. Die Nacht, den Tag.

 

macarena fernández hofmann (performance)

 

Der Geruch nach gebrannten Erdnüssen, diese Wahrnehmung eines Flusses, die nur Behohner des Zentrums von Buenos Aires haben können: zu fühlen dass der Fluss hier ist, obwohl man ihn nicht sehen kann. Dass man jedweden Kurs besuchen kann, den man möchte. Man kann also nie sagen, dass man etwas nicht machen kann, weil es es nicht gibt. ... Die Strasse Corrientes Samstag nachts mit dieser Attitüde: wir gehen jetzt Kultur konsumieren und dabei daran zu denken, dass diese Attitüde eine Tradition von mehr als 100 Jahren hat.

 

soledad amido (performance)

 

Das Nachtleben, die Strasse Corrientes, die Buchhandlungen, die Theater, die Cafes, die geschrieenen Gespräche, die nicht endenden Diskussionen, die Sturheit, der guia-t(stadt- und busfahrplan), der Himmel, die Bäume, der Herbstwind, die Bänke auf Plätzen auf denen Leute die sich nicht kennen zusammen sitzen, die Alten, die in der Nacht einen Bus nehmen und selbstständig sind, obwohl sie alt sind, das „noch lebendige“ Naturreservat an der Costanera Sur, die Gänge im Theater San Martin, die alten Geschäfte mit viel Staub, die Kinos, die Strassen in San Telmo. Die Graffittis in den Strassen von Chacarita, die Pizzen in allen Bars, die Schinken-Käse-Toasts, das Bier im Sommer gegenüber von irgendeinem Supermarkt, die Strassenkonzerte, die Demonstrationen wegen was auch immer, die alten Bahnwagons der Linie A., die Avenida de Mayo, die kleine Strasse in der ich in der Nähe der Statue Cid Campeador wohne, meine FreundInnen, die Fussballplätze unter den Autobahnen, die Jungs die auf irgendeinem Platz Fussball spielen, Sonntag morgens durch die Strassen zum Brotkaufen in meinem Viertel laufen, Samstags bei Tagesanbruch einen Bus nehmen, in dem alle gegen die Fenster gelehnt schlafen, ein Sommernachmittagan dem die Stadt leer ist und ein regnerischer Tag im Winter an dem es schon um sechs Uhr dunkel wird und die Regenschirme gegeneinanderstossen, weil niemand mit ihnen umzugehen weiss, Buenos Aires ist krass und feindlich, bezaubernd und schrecklich. Ich liebe und hasse meine Stadt zugleich. 

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